125 Jahre Kalibrierung von Fließgeschwindigkeits-Messgeräten in Österreich

Seit 125 Jahren werden in Wien hydrometrische Flügel und andere Fließgeschwindigkeitsmessgeräte kalibriert.

Die erste Kalibrieranlage im Wiener Prater musste nach Schäden im Zuge des zweiten Weltkrieges eingestellt werden. Ab 1946 wurde in der Severingasse 7, im jetzigen Institut für Wasserbau und hydrometrische Prüfung, die Kalibriertätigkeit mit einer provisorischen Technik fortgesetzt. Seit 1951 steht wieder eine eigene Anlage, die neben der Kalibriertätigkeit auch für andere Fragen der wasserwirtschaftlichen Forschung genutzt wird zur Verfügung.

Die Aufgabe der Dienststelle ist die Kalibrierung von Fließgeschwindigkeitsmessgeräten. Dabei werden die Geräte auf einem Messwagen montiert und mit genau bestimmter Geschwindigkeit durch einen langen Wassertank gezogen. Das Ergebnis der Kalibrierung ist die Kalibriergleichung. Sie bildet den Zusammenhang zwischen der Anzeige des geprüften Messgeräts und der Geschwindigkeit des Messwagens ab. Diese Geschwindigkeit ist auf die internationalen SI-Einheiten rückgeführt. So wird durch die Kalibrierung neben der Genauigkeit der Messwerte auch deren internationale Vergleichbarkeit gewährleistet.

Fließgeschwindigkeitsmessgeräte werden vor allem von den hydrographischen Diensten zur Erhebung des Durchflusses eingesetzt. Sie sind die Grundlage für die Bestimmung von Bemessungshochwässern und Schadstofffrachten, werden aber auch zur Erhebung von Restwassermengen oder Beurteilung der Fischpassierbarkeit von Aufstiegshilfen verwendet.

Im Februar 2023 übersiedelte das Institut in ein neues, gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur betriebenes Wasserbaulabor. Die Pläne, auch die Kalibrieranlage in das neue Labor umzusiedeln, konnten leider nicht umgesetzt werden. Seit dem Umzug gibt es also in Österreich keine Möglichkeit mehr, Fließgeschwindigkeitsmessgeräte kalibrieren zu lassen.
In Abstimmung mit dem Ministerium und den hydrographischen Dienststellen der Bundesländer wird zurzeit an einer Lösung für die zukünftige Kalibrierung der in Österreich verwendeten Messgeräte sowie an einer Konkretisierung der zukünftigen Leistungen des Instituts für die Hydrometrie gearbeitet.

Ein schwarz-weißes Bild vermutlich aus der Zeit vor 1918.
Ganz links Garageneinfahrt, mittig der eigentliche Haupteingang zum Institut in der Severingasse 7 im 9. Wiener Bezirk. Rechts damaliges Tor zu Versuchsanstalt für Kraftfahrzeuge.

Bau des Kalibriertanks in der Severingasse 7: Die Baustelle für den Tank befindet sich im rechten Teil des Bildes.

Hydrometrische Messflügel können auch mit großen Gewichten versehen sein, damit sie bei einer Messung am Seil auch bei hoher Wasserführung ruhig in der Strömung liegen.

Über die Jahrzehnte wurde die Messtechnik für die Erfassung der Flügelimpulse und der Geschwindigkeiten des Wagens mehrfach an den Stand der Technik angepasst und automatisiert.

Messwagen in der Kalibrieranlage.

Ein hydrometrischer Messflügel während der Kalibrierung.