Fischereifachtagung 2023

Am 21. und 22. November fand im Veranstaltungszentrum Schlosshotel Mondsee wieder in gewohnt freundschaftlicher und zugleich professioneller Atmosphäre die jährliche Fischereifachtagung, veranstaltet vom Bundesamt für Wasserwirtschaft Institut für Gewässerökologie und Fischereiwirtschaft in Scharfling, statt.

Die Tagung wurde durch die für das Bundesamt zuständige Abteilung Nationale und Internationale Wasserwirtschaft, vertreten durch Gisela Ofenböck, eröffnet. Sie unterstrich die Bedeutung des Institutes in Scharfling für die Sektion Wasserwirtschaft im Landwirtschaftsministerium. Wie gewohnt wurde der erste Tag mit einem Überblick über die umfangreichen Tätigkeiten des Instituts fachlich gestartet. Zum ersten Mal berichtete die neue Leiterin des Institutes, Daniela Achleitner von Neuerungen und aktuellen Projekten in allen Abteilungen.

Inhaltlich widmete sich der Dienstag in inzwischen liebgewonnener Tradition dem Thema Aquakultur.

Elisabeth Licek (ehemals Veterinärmedizinische Universität) brachte den Tagungsteilnehmer:innen das neu veröffentlichte „Handbuch Nutzfische“ näher, welches als Instrument zur Selbstevaluierung und behördlichen Überprüfung hinsichtlich Tierschutz die Mindestanforderungen für die Haltung von Nutzfischen in Österreich auf der Grundlage des Tierschutzgesetzes und der 1. Tierhaltungsverordnung zusammenfasst.

Einen Blick über den Tellerrand ermöglichte Reinhard Reiter vom Bayrischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus und stellte die Bayrische Teichbauempfehlung vor, welche inzwischen in 5. Auflage erschienen ist und sowohl ökologische als auch ökonomische Grundsätze einer ordnungsgemäßen Teichwirtschaft mit praxisnahen Erläuterungen für Teichwirte und Behörden zusammenfasst.

Welch entscheidenden Effekt gelöster Stickstoff und insbesondere dessen Verhältnis zum Verfügbaren Phosphor auf Renken – wohl nicht nur in bayrischen Seen – hat, zeigte Herwig Stibor von der Ludwig-Maximilians-Universität München auf. Dabei veranschaulichte er diese Kaskade eindrucksvoll ausgehend von der Stöchiometrie und rief die Notwendigkeit für ein tiefgreifendes Verständnis von komplexen Ökosystemen in Erinnerung – welches oftmals schlicht fehlt.

Elisabeth Peham berichtete über wissenschaftliche Analysen der Ökologischen Station Waldviertel hinsichtlich des Ablaufwassers von Kreislaufanlagen und zeigte dabei die Schwierigkeiten der Datenerhebung einerseits und andererseits die Wichtigkeit ebensolcher Analysen auf.

Den Aquakultur-Tag rundeten vor dem gemeinsamen Abendessen noch Leo Kirchmaier und Melanie Haslauer ab. Sie zeigten die Herausforderungen und Chancen der einzelnen Aquakultur- und Fischereibranchen aus Sicht des Dachverbandes Aquakultur auf.

Gewässerökologie und die aktuellen Themen auf diesem Gebiet hinsichtlich Umsetzung Wasserrahmenrichtlinie und neuer europäischer Gesetzesinitiativen bildeten einen roten Faden am zweiten Tag der Fachtagung.

Paul Reichel von der Kanzlei Niederhuber und Partner Rechtsanwälte gab einen detaillierten Überblick über das österreichische Wasserrecht und die Bedeutung der Ökologie, welche mit der Wasserrahmenrichtlinie in den verschiedenen Abschnitten eine bedeutende Rolle zugeschrieben bekommt. Auch ging er auf das Nature Restauration Law sowie die Red III-Verordnung der EU ein. Den dadurch teilweise entstehenden Widerspruch und diesbezügliche zukünftige Herausforderungen konnte aber auch er nur teilweise auflösen.

Michael Jung vom Technischen Büro Zauner schloss an die Ausführungen des Verschlechterungsverbotes nahtlos an und zeigte den Tagungsteilnehmerinnen eindrucksvoll die Auswirkungen der Passagierschifffahrt auf die Fischzönose der Donau auf – ein bereits lange bekannter Preassure, der allerdings insbesondere während der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einstellung der Passagierschifffahrt augenscheinlich nachgewiesen werden konnte.

Auch der Vortrag von Christoph Hauer vom Christian-Doppler-Labor in Wien zeigte die Wichtigkeit einer gesamtheitlichen Betrachtung des Ökosystems Fließgewässer auf. Er berichtete über die aktuellen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Sedimentdurchgängigkeit sowohl in der fließenden Welle als auch an Stauanlagen im Gebirge.

Der Leiter der Abteilung Gewässerökologie am BAW-IGF, Maxim Teichert, präsentierte seine am Institut in Starnberg erarbeiteten Forschungsergebnisse. Dort beschäftigte er sich intensiv mit Fischbesatz und deren kritische Betrachtung sowie erarbeiteten Lösungsansätzen aus den bayrischen Artenhilfsprogrammen.

Erschreckende Erkenntnisse, mit denen man sich zukünftig auch vermehrt im Donaueinzugsgebiet Österreichs – insbesondere in den heimischen Alpenseen, stellen wird müssen zeigte Piet Spaak von der EAWAG auf. Wie schnell und tiefgreifend die invasive Quaggamuschel ein Ökosystem zu verändern im Stande ist erarbeitete er in seinem Vortrag nicht nur am Beispiel des Bodensees, sondern insbesondere auch anhand der großen Seen in Amerika. Seit diesem Sommer ist ja erwiesen, dass die Muschelart inzwischen auch in mehreren Seen des Salzkammergutes nachweisbar ist.

Um nicht völlig verdrossen Mondsee verlassen zu müssen beendete Helena Mühlmann vom BML mit der Präsentation des LIFE IP IRIS – Projektes die Tagung. Sie zeigte die Notwendigkeit auf, alle Stakeholder im Bereich Gewässermanagement an einen Tisch zu bekommen um nachhaltige Lösungsansätze für eine Ökologisierung des Hochwasserschutzes zu erzielen. Bemühungen diesbezüglich tragen in dem LIFE Projekt inzwischen erste Früchte in der Maßnahmensetzung.

Die Schlussworte durch Daniela Achleitner fassten die Tagung und die darin gegebenen Einblicke in aktuelle Themen noch einmal auf den Punkt zusammen und regten zum Nachdenken an. Insgesamt schaffte die Tagung wieder den Spannungsbogen zwischen Aquakultur und Gewässerökologie. Das gut gewählte Programm und das hohe Interesse am Lebensmittel Fisch und seinem Lebensraum wurde durch die hohe Teilnehmerzahl von knapp 120 Besucher:innen unterstrichen.

Veröffentlicht am 21.11.2023