Dieses Projekt war die Fortsetzung des im Jahr 2004 abgeschlossenen Projekts FloodRisk, das sich mit den Analysen und erforderlichen Konsequenzen aus den Hochwasserereignissen des Jahres 2002 auseinandersetzte.
Im Abschlussbericht „Analyse der Hochwasserereignisse vom August 2002 – FloodRisk: Kurzfassung/Empfehlungen“ sind Empfehlungen enthalten, die für ein umfassendes Hochwassermanagement erforderlich sind. Damit der mit FloodRisk gestartete Prozess in Bewegung bleibt, wurde auf Initiative des Instituts für Wasserbau und hydrometrische Prüfung (IWB) folgende Forderung in den Abschlussbericht aufgenommen:
„Um eine Durchführung der in FloodRisk vorgeschlagenen Umsetzungsstrategien und Maßnahmen optimal zu gewährleisten sollte auch ein Bewertungsprozess stattfinden, der einerseits den Fortschritt in regelmäßigen Abständen dokumentiert, andererseits aber auch die Qualität der getroffenen Maßnahmen im Vergleich zu den formulierten Strategien überprüft.“
Das Projekt Floodrisk II griff die Empfehlungen aus dem alten Projekt auf und befasste sich zusätzlich mit den Hochwasserereignissen des Jahres 2005 in Österreich. Die Gesamtkoordination zu FloodRisk II lag beim Umweltbundesamt und der Universität für Bodenkultur. Die Finanzierung erfolgte zum größten Teil aus Mitteln des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Geldmittel für Aufträge an BearbeiterInnen außerhalb des Ressorts) sowie dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technology.
Das IWB leitete im Gesamtprojekt das Arbeitspaket Geomorphologie mit insgesamt vier Teilprojekten:
- Darstellung der Auswirkungen von Änderungen im Feststoffhaushalt und der Flussmorphologie auf den Hochwasserabfluss und das Schadensbild (unter Einschluss der Bedeutung der Vegetation für die Wechselwirkung Hochwasser – Morphodynamik)
- Analyse des Feststoffhaushaltes und der Flussmorphologie ausgewählter Fließgewässer Österreichs (Sedimentdefizit, - überschuss, Entwicklung / IST-Zustand der Flussmorphologie, Trends) in Verbindung mit Hochwasser
- Auswirkungen eines nachhaltigen Geschiebemanagements auf den Hochwasserabfluss am Beispiel des flussbaulichen Gesamtprojektes für die Donau östlich von Wien
- Präventive Strategien für das Wildholzrisiko in Wildbächen
Die Bearbeitung der ersten beiden Teilprojekte erfolgte im Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und Wasserbau der Universität für Bodenkultur. Das dritte Teilprojekt bearbeitete die Ziviltechnikergesellschaft DonauConsult. Das vierte Teilprojekt wurde gemeinsam von mehreren Instituten der Universität für Bodenkultur unter Führung des Instituts für Alpine Naturgefahren bearbeitet.
Wesentliche Grundlagen für die Projektdurchführung waren die geomorphologischen Erkenntnisse aus dem ersten Projekt FloodRisk:
- Erstellung von flächendeckenden Feststoffmanagementkonzepten für die Wildbach- und Flusseinzugsgebiete (einschließlich Donau unter ganzheitlicher Zusammenschau der sohlmorphologischen Prozesse) mit Ausarbeitung von Maßnahmen (zum Beispiel gegen Bodenerosion, Sohleintiefung, Stauraum- und Hinterlandverlandung) unter Berücksichtigung der Verbesserung des ökologischen Zustands.
- Erkennen negativer Trends im Feststoffhaushalt (Erosion/ Transfer/ Deposition/ Remobilisation) mit stärker werdender Diskrepanz zwischen Überschuss (zum Beispiel frühere Ausuferung bei Auflandungen) und Defizit (zum Beispiel verstärkte Verwerfungen bei Eintiefungen und Ufererosion) und Ableitung adäquater Verbesserungsmaßnahmen.
Neben der Leitung und Mitwirkung im Arbeitspaket Geomorphologie befasste sich das IWB mit den Verknüpfungen zwischen den einzelnen Arbeitspaketen und der daraus abzuleitenden Synthese.
Die Ergebnisse des Projekts wurden auf einer Tagung vom 29.-30.6.2009 in Wien der Öffentlichkeit präsentiert.
Die nachfolgende Zusammenfassung der Ergebnisse ist aus der Veröffentlichung „FloodRisk II Vertiefung und Vernetzung zukunftsweisender Umsetzungsstrategien zum integrierten Hochwassermanagement – Synthesebericht“ entnommen:
Nach dem Extremhochwasser 2002 folgte 2005 ein weiteres großes Hochwasser, diesmal vorrangig im alpinen Gebiet Westösterreichs und 2006 eines an der March. Während viele Empfehlungen aus dem Projekt FloodRisk I bereits umgesetzt wurden, blieben dennoch Lücken in der Analyse und es taten sich auch weitere Problemfelder auf, deren Diskussion zur Durchführung des Projektes FloodRisk II führten.
Das Projekt „FloodRisk II Vertiefung und Vernetzung zukunftsweisender Umsetzungsstrategien zum integrierten Hochwassermanagement“ besteht aus 45 Teilprojekten, die in 8 Workpackages zusammengefasst wurden. Das Projekt FloodRisk II liefert wesentliche Empfehlungen in allen Bereichen des integrierten Hochwassermanagements.
Die Analyse möglicher Auswirkungen des Klimawandels auf das Hochwassermanagement zeigte, dass die Verringerung der Unsicherheit der Daten zur Bestimmung der Bemessungswerte wesentlicher ist. Als neues Instrument der Zusammenarbeit zwischen Hochwasserschutz und Katastrophenmanagement wird die Lamellenprognose vorgeschlagen. Für kleinere und mittlere Hochwässer ergab sich ein Nachweis der positiven Wirkung eines strukturierten Waldes und der Bedarf der Minimierung von Versiegelungen. Als freizuhaltender Sicherheitsabstand konnte der minimale flussmorphologische Raumbedarf mit der 1 bis 3 fachen Flussbreite links- und rechtsufrig definiert werden.
Die Beachtung der langfristigen morphologischen Entwicklung und insbesondere das Feststoffkontinuum ist für die Entwicklung der Fließgewässer wesentlich, wobei an den meisten der österreichischen Flüssen ein Geschiebedefizit mit Sohleintiefung und damit verbundener Hochwassergefahr vorherrscht. Das räumlich differenzierte Vegetationsmanagement ermöglicht eine abschnittsbezogene Betrachtung des Schutzbedürfnisses (Pflegemaßnahmen) in Siedlungsgebieten und der dynamischen Entwicklung. Aus ökologischer Sicht ist das Fluss-Auensystem gemeinsam zu betrachten und die Nutzung der Auen und angrenzenden Vorländer wichtig.
Im Themenfeld integriertes Hochwassermanagement erfolgte die Ableitung von Empfehlungen betreffend die Erhaltung und Verbesserung der Überflutungsflächen (zum Beispiel Flood Evaluation Matrix -Bewertung), das Zustandsmonitoring und die Instandsetzung von Dämmen und Wildbachverbauungsmaßnahmen, den Einsatz von Objektschutz und mobilem Hochwasserschutz aber auch Sofortmaßnahmen. Sowohl im Bereich der Bundeswasserbauverwaltung als auch der Wildbach- und Lawinenverbauung zeigt sich die ökonomische Bedeutung des Hochwasserschutzes aber auch die Veränderung von Neubau hin zur Erhaltung von Schutzmaßnahmen.
Die Raumordnung ist ein entscheidender Partner des integrierten Hochwassermanagements und FloodRisk II ergibt wichtige Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich neuer Planungsinstrumente, interkommunaler Zusammenarbeit, Aussiedlung und überörtlicher Raumordnung bis Raumordnungsgesetze.
Neben der Ökologie findet sich in FloodRisk II erstmals ein ausführlicher rechtlicher Teil. Dabei kommt der Implementierung der EU-Hochwasserrichtlinie in das österreichische Wasserrechtsgesetz wesentliche Bedeutung zu. FloodRisk II macht ebenso konkrete Vorschläge zur Verbesserung der bestehenden Situation hinsichtlich Summationseffekten. Fragen des Umgangs mit gefährdetem Widmungsbestand werden ebenso behandelt wie die jene des Baurechts im Zusammenhang mit Hochwasser. Ein weiter Schwerpunkt behandelt das Thema Haftung, welches von unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet wird.
Abschließend beinhaltet FloodRisk II eine Umsetzungsstrategie inklusive einer Darstellung der bisher betätigten Maßnahmen als Folge von FloodRisk I und des Verbesserungsbedarfs sowie erweiterte und neue Empfehlungen.