Traisen: Hochwasserschutz in St. Pölten - Regierungsviertel

Im Zuge der Verbesserung des Hochwasserschutzes für St. Pölten und der Errichtung von Gebäuden für die niederösterreichische Landesregierung war es erforderlich geeignete Maßnahmen zu entwickeln, die nicht nur funktionell, sondern auch architektonisch gestaltet sein sollten. Dazu führten wir 1996 Modellversuche durch.

Die Traisen wurde in ihrem Unterlauf zu Beginn des 20. Jahrhunderts reguliert. Zur Stabilisierung der Flusssohle war die Errichtung von zahlreichen Sohlstufen notwendig. Viele dieser Sohlstufen entsprechen mittlerweile nicht mehr den flussbaulichen Anforderungen und müssen erneuert werden.

Im Zusammenhang mit der Verbesserung des Hochwasserschutzes für St. Pölten sowie der notwendigen Umgestaltung des Flussabschnittes im Bereich des neu errichteten Regierungsviertels wird die Neugestaltung der Traisen vorgenommen. Im Zuge der Planung des neuen, direkt an der Traisen gelegenen Regierungsviertels in St. Pölten wird der Hochwasserabflussbereich der Flussstrecke zwischen Julius Raab-Brücke und der ÖBB-Brücke stark verändert. Dadurch werden sowohl die Strömungsverhältnisse der Traisen bei Hochwasserabfluss sowie auch die Hochwassersicherheit für den angrenzenden Siedlungsbereich beeinflusst.
Die zwei in diesem Abschnitt gelegenen alten Sohlstufen entsprachen in mehrfacher Hinsicht nicht den Anforderungen und mussten daher erneuert werden. Das Institut war sowohl bei der Neuplanung der Stufen als auch bei deren Detailgestaltung und Optimierung durch einen Modellversuch beteiligt.
Bei der Neuplanung der Sohlstufen mussten gestalterische und ökologische Vorgaben, die vorhandenen Untergrundverhältnisse sowie die hydraulischen Anforderungen miteinander in Einklang gebracht werden. Dies betraf:

  • Die Sohlstufen wurden als im Grundriss gebogene Kaskaden-Stufen geplant, damit sich die Strömung in der Flussmitte konzentriert und der Überfall sich über die gesamte Stufenbreite aufteilt.
  • Aus ökologischen und fischereilichen Gründen ist im Bereich nach der Stufe eine Kolkmulde (Mindesttiefe 3 m) vorzusehen.
  • Im Bereich der zu erneuernden Stufen befindet sich in geringer Tiefe unter dem Flussbett toniges Material, das sehr geringe Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Beanspruchung unter Wasser aufweist. Deshalb waren Maßnahmen zur Sicherung der Sohlstufen und Kolkmulden notwendig.
  • Die Umwandlung der überschüssigen Fließenergie soll bei den neuen Sohlstufen in einem eng begrenzten Bereich erfolgen. Das heißt, das Wasser der Traisen soll über die Stufen konzentriert im Fluss fließen, ohne ernsthafte Schäden im Flussbereich sowie an den Ufern zu verursachen.
  • Die Hochwassersicherheit für das Regierungsviertel und die Bevölkerung der Stadt St. Pölten.
  • Aus gewässerökologischen Gründen war die Schaffung eines rund 800 m langen Seitenarms im rechten Traisenvorland geplant.

Modellversuch Traisen / St. Pölten; Blick gegen die Strömung

Vergleich zwischen Modell und Natur

Naturfoto von Hochwasser 1997