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Die Fischereifachtagung 2025 des Bundesamtes für Wasserwirtschaft (BAW), Institut für Gewässerökologie und Fischereiwirtschaft (IGF), fand am 12. und 13. November im Schloss Mondsee statt. Das IGF widmet sich in seiner Arbeit zwei zentralen Themen: dem Fisch als Lebensmittel und dem natürlichen Lebensraum, in dem er vorkommt. Seit 1999 organisiert das Institut eine jährliche Fachveranstaltung, die sich zu einem fixen Punkt im Kalender der österreichischen Binnenfischerei und Aquakultur entwickelt hat. Auch 2025 brachte die Tagung ein breit gefächertes Publikum zusammen – von ehemaligen Absolvent:innen der Facharbeiter- und Meisterkurse über Aquakultur-Betreiber:innen, Fachtierärzt:innen und Gewässerökolog:innen bis hin zu Naturschutz- und Behördenvertreter:innen. Ziel war es, die Nutzung und den Schutz von Fischbeständen zu vereinen und aktuelle Entwicklungen aus Wissenschaft, Praxis, Verwaltung und Recht zu betrachten.
Ausgangspunkt der inhaltlichen Ausrichtung ist § 9 des Bundesämtergesetzes, der Bundesämter und landwirtschaftliche Bundesanstalten verpflichtet, ihre Aufgaben an den Erfordernissen von Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Naturgefahrenschutz, ländlicher Entwicklung, Naturschutz, Nachhaltigkeit und Ernährungswesen auszurichten. Wie breit dieser Auftrag in der Praxis ist, zeigte Institutsleiterin Daniela Achleitner. Sie spannte den Bogen vom amtlichen Tätigkeitsbereich wie Fischaufstiegshilfen, Gewässerzustandsüberwachung, Seenbewertung und Amtssachverständigentätigkeit über Mitarbeit in Gremien (etwa EMFAF, Sonderrichtlinie Teichflächenförderung, Fischdatenbank Austria) bis hin zu aktuellen Forschungsprojekten, etwa zu Züchtungslinien in der Aquakultur, Tierwohl unter suboptimalen Wasserbedingungen, nachhaltigem Fischbesatz, Klimawandelmonitoring und Langzeitstudien an Seen.
Die Tagung stand stark im Zeichen globaler Krisen, die mittlerweile auch im wasserwirtschaftlichen Alltag längst angekommen sind: Klimawandel und Biodiversitätsverlust. Beide Tage wurden von Vorträgen zum Klimawandel eröffnet. Helmut Wedekind (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Fischerei Starnberg) zeigte, dass Durchflussanlagen in Bayern vor sehr ähnlichen Herausforderungen stehen wie in Österreich: Wassermangel, Erwärmung und Sauerstoffmangel, Starkregen und Hochwasser mit erhöhter Trübung und Nährstoffeinträgen führen zu Produktionsausfällen, Krankheitsgeschehen und steigenden Risiken. Er stellte technische und betriebliche Anpassungen vor – von Beschattung und Sauerstoffmanagement bis zur zunehmenden Nutzung von Kreislaufanlagen – und machte zugleich deutlich, dass hohe Investitions- und Betriebskosten, Fachkräftemangel und Akzeptanzfragen zentrale Hürden bleiben.
Am gewässerökologischen Tag präsentierte Günter Blöschl (TU Wien) einen Statusbericht zu den Auswirkungen der Klimaänderung auf Österreichs Gewässer. Er zeigte, dass Luft- und Wassertemperaturen seit Jahrzehnten kontinuierlich steigen, Extremereignisse wie Starkregen und kleinräumige Hochwässer zunehmen und sich Verdunstung und Abflussregime verändern. Die Konsequenzen für Gewässerökologie, Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz sind bereits heute spürbar und werden sich weiter verstärken.
Ein thematischer Schwerpunkt lag am Aquakultur-Tag im Themenbereich Tierwohl. Elias Lahnsteiner (BAW-IGF) stellte experimentelle Arbeiten zu Mikroplastik im Lebensmittel Fisch vor. In kontrollierten Versuchen wurden Mikroplastikpartikel in Blut, Kopfniere und Milz, mit Hinweisen auf veränderte Blutzellparameter, erhöhten Sauerstoffverbrauch und möglichen Leberschädigungen nachgewiesen. Die Ergebnisse unterstrichen, dass Mikroplastik nicht nur ein abstraktes Umweltthema ist, sondern konkrete Fragen zu Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit auch in der Aquakultur aufwirft und hier weiterer Forschungsbedarf besteht.
Unter dem Titel „Aspekte des Fischwohls im Fokus: Tierschutz und Verantwortung“ rückte Eva Lewisch (Vetmeduni Wien) die Frage in den Mittelpunkt, was Fischwohl fachlich sowohl in Aquakultur als auch hinsichtlich Besatzes in Freigewässern bedeutet. Lewisch stellte grundlegende Überlegungen zu Schmerz, Leid und Stress bei Fischen an. Sie zeigte, dass anatomische, physiologische und verhaltensbiologische Voraussetzungen für Schmerzempfinden bei Fischen erfüllt sind und heute kaum ernsthaft bestritten werden können. Als Indikatoren für Fischwohl in der Aquakultur nannte sie Umweltfaktoren wie Besatzdichte, Wasserqualität (Temperatur, Stickstoffverbindungen, pH-Wert, Sauerstoffgehalt, Durchfluss etc.) sowie fischbezogene Parameter wie Wachstum, Futterverwertung, Ernährungszustand, Sterblichkeit, Verhalten, Körperform, Haut- und Flossenbild, Augen, Gesundheitsstatus und Schlacht- bzw. Tötungsbefunde. In Bezug auf tierwohlgerechten Fischbesatz griff sie das „Replace–Reduce–Refine“-Prinzip auf und präsentierte Verbesserungsansätze für Besatzfische aus Aquakultur, etwa durch Umweltanreicherung („Environmental Enrichment“) zur Stressreduktion und Förderung artspezifischen Verhaltens.
Katrina Eder (Fachstelle für tiergerechte Tierhaltung und Tierschutz) knüpfte daran an und berichtete über tierschutzrechtliche Vorgaben und deren Anwendung beim Schlachten von Welsen und Garnelen. Sie zeigte, wie die Fachstelle neue Verfahren und Anlagen prüft, welche rechtlichen Lücken es etwa für „exotische Spezies“ wie Garnelen gibt und wie auf Basis von Forschungsprojekten (z.B. zur Hypothermie bei Garnelen) praxisnahe, tierschutzkonforme Lösungen entwickelt werden. Besonders deutlich wurde, dass beim Afrikanischen Raubwels derzeit noch keine wirklich zufriedenstellende Standardmethode zur tierschutzgerechten Schlachtung existiert und weiterer Forschungs- und Regelungsbedarf besteht.
Mit einem Beitrag zur Außen- und Inneneidesinfektion von Salmonideneiern stellte Franz Lahnsteiner (BAW-IGF) neue Verfahren vor, die Formalin ersetzen können und sowohl technisch als auch aus Umweltsicht Vorteile bieten.
Abgeschlossen wurde der Aquakulturtag durch den Bericht von Heistinger & Kiwek über ein Koi-Herpesvirus-Ereignis in der Alten Donau in Wien und die damit verbundenen Biosicherheits- und Sanierungsmaßnahmen – ein Beispiel dafür, wie eng Veterinärmedizin, Fischereiwirtschaft und Gewässerbewirtschaftung zusammenarbeiten müssen, wenn es ernst wird.
Der zweite, i.e. gewässerökologische Tagungstag stand (neben dem Klimawandel im ersten Vortrag) stärker im Zeichen der Biodiversitätskrise und des Fischereimanagements. Clemens Ratschan und Thomas Friedrich präsentierten erste Ergebnisse der Aktualisierung der Roten Liste der Fische Österreichs. Sie zeigten in ihren Auswertungen auf, dass sich zwar formal eine ausgeglichene Bilanz aus Verbesserungen und Verschlechterungen bei den Gefährdungen der Fischarten zwischen 2007 und heute ergab, im Detail aber viele kritische Entwicklungen festzustellen seien, oft verknüpft mit Belastungen wie Wasserkraft, Klimawandel, Besatz und invasiven Arten.
Mit dem Bodensee-Beitrag von Jan Baer zur Effektivität des Felchenbesatzes wurde deutlich, dass traditionelle Managementinstrumente wie Besatz unter veränderten ökologischen Rahmenbedingungen ihre Wirkung verlieren können und wirtschaftlich hinterfragt werden müssen.
Martin Müller wiederum zeigte am Beispiel der Hechte im Millstätter See, wie gezielte Entnahme und ein durchdachtes Entnahmefenster helfen können, sowohl ökologische Ziele als auch fischereiliche und wirtschaftliche Interessen in Einklang zu bringen.
Den Abschluss bildete der Blick auf die Vjosa in Albanien durch Fritz Schiemer und Paul Meulenbroek: ein weitgehend frei fließender Wildfluss als Referenzsystem für „gute ökologische Zustände“ und als Mutmacher in Zeiten der Renaturierungsverordnung. Die Vjosa wurde als Naturlabor präsentiert, aus dem sich viel für die Wiederherstellung von Flüssen in Mitteleuropa lernen lässt.
Insgesamt gelang es der Fischereifachtagung 2025, Gewässerökologie und Aquakultur, Forschung und Praxis, Tierwohl und Nutzung, nationale Fragestellungen und internationale Perspektiven eng miteinander zu verknüpfen – nicht nur in den Vorträgen, sondern auch in den zahlreichen Gesprächen in den Pausen und beim gemeinsamen Abendessen im Schloss Mondsee.